Hirt des Hermas (Gesicht 4, Kap. 3,5)

„Die weiße Farbe aber bedeutet die künftige Welt, in der die Auserwählten Gottes wohnen werden; denn fleckenlos und rein werden sein die von Gott zum ewigen Leben Auserwählten.“

Quelle: Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, übersetzt und herausgegeben von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, 1992, S. 373.

Verfasst von

Hermas

Unter dem Namen Hermas ist der Verfasser eines besonderen frühchristlichen Werks, genannt „Hirt des Hermas“, bekannt, das in der frühen Kirche eine gewisse Popularität und Autorität genoss, letztlich jedoch keinen kanonischen Status erreichte. Es wurde häufig zusammen mit anderen wichtigen und kanonischen Texten, wie den Evangelien und den Paulusbriefen, gelesen. Über die Identität des Autors ist allerdings nur wenig bekannt. Er war jedoch ein Christ, der vermutlich in Rom lebte. Der „Hirt des Hermas“ wurde um 120 n. Chr. verfasst. Das Werk besteht aus drei Hauptteilen: (1) Visionen – Hermas berichtet von fünf insgesamt, in denen er von verschiedenen himmlischen Wesen belehrt wird (die wichtigste Vision ist die fünfte, in der ihm der „Hirt“ erscheint, der ihm den Rest des Buches diktiert); (2) Gebote – diese Sektion enthält zwölf Mandate, die moralische und ethische Anweisungen für den christlichen Wandel geben, indem sie Themen wie Glauben, Keuschheit, Wahrhaftigkeit, Geduld und Demut behandeln; (3) Gleichnisse – der letzte Teil beinhaltet zehn Parabeln, die unterschiedliche Aspekte christlichen Lebens und göttlicher Gnade illustrieren. Ein Anliegen dieser Schrift ist die Möglichkeit der Buße und Umkehr – selbst für Christen, die nach ihrer Taufe der Sünde anheimgefallen sind. Das war ein wichtiges Thema in der frühen Kirche, da es Diskussionen darüber gab, wie mit schweren Sünden umzugehen sei. Das Werk legt großen Wert auf ein tugendhaftes Leben und gibt detaillierte Anweisungen, wie Christen in verschiedenen Lebenssituationen handeln sollten. Der „Hirt des Hermas“ gibt somit Hinweise auf Struktur und Leben der frühen christlichen Gemeinschaft, einschließlich der Rolle von Leitern und der Bedeutung der Einheit. Mit der Zeit verlor der „Hirt des Hermas“ zwar an Einfluss, dennoch bleibt dieses Werk ein wertvolles Relikt des frühen Christentums und theologischer sowie ethischer Überlegungen und Überzeugungen der ersten Generationen von Christen. Der Originaltext wurde auf Griechisch verfasst, doch es existieren auch alte lateinische Übersetzungen. Der Stil des Textes ist einfach und klar, was seine Zugänglichkeit für eine breitere Leserschaft erhöhte.