„Du meinst, es gehe etwas auch für Gott verloren, wenn es unseren schwachen Augen entrückt ist? Jeder Körper, mag er nun zu Staub verdorren oder in Feuchtigkeit sich auflösen oder zu Asche zerfallen oder in Fettdampf sich verflüchtigen, wird bloß uns entzogen, aber für Gott, den Erhalter der Elemente, ist er noch da. […] [11] Schau ferner, wie zu unserem Trost die ganze Natur auf die künftige Auferstehung anspielt. Die Sonne geht unter und wieder auf; die Sterne schwinden und kommen wieder, die Blumen sterben ab und leben wieder auf, die Gesträucher bekommen wieder junges Laub, nachdem sie entblättert waren, und nur aus verwestem Samen keimt neues Leben. So ist’s mit dem Körper in der Zeitlichkeit wie mit den Blumen im Winter: sie verbergen frische Lebenskraft hinter scheinbarer Erstarrung. [12] Was verlangst du so ungeduldig, daß er schon bei Winterfrost wiederauflebe und zurückkehre? Wir müssen auch für den Körper den Frühling abwarten.“
Quelle: Des Minucius Felix Dialog Octavius, übersetzt von Dr. Alfons Müller, in: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 14, 1913, S. 74/196.