Gegen die Häresien IV 20,3–4

„Und daß das Wort, d. h. der Sohn, immer bei dem Vater war, haben wir vielfach dargetan. Daß aber auch die Weisheit, d. h. der Geist, bei ihm vor aller Schöpfung war, sagt er durch Salomon: ‚Gott hat durch die Weisheit die Erde gegründet, den Himmel bereitet durch die Klugheit. Durch seinen Geist brachen die Abgründe hervor und die Wolken träufelten Tau‘ [Sprüche 3,19–20]. Und wiederum: ‚Der Herr schuf mich am Anfang seiner Wege zu seinen Werken, vor der Ewigkeit gründete er mich, im Anfang, bevor er die Erde machte […]‘ [Sprüche 8,22–25]. […] Der eine Gott […] [hat] durch sein Wort und die Weisheit alles gemacht und geordnet“.

Quelle: Des heiligen Irenäus fünf Bücher gegen die Häresien, übersetzt von Prof. Dr. E. Klebba, in: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 3, 1912, S. 63/385.

Verfasst von

Irenäus von Lyon

Irenäus (ca. 130–200 n. Chr.), später herausragender christlicher Schriftsteller, war vermutlich in Smyrna (heute Izmir, Türkei) geboren worden, wurde Schüler von Polykarp und ist als Missionar nach Lyon, Gallien, gelangt. Nach dem Tod des Aufsehers Pothinus wurde er 178 n. Chr. zum Aufseher der christlichen Gemeinde von Lyon. In einer Zeit intensiver Christenverfolgung festigte er die Gemeinde und engagierte sich gegen gnostische Irrlehren. Sein Hauptwerk „Gegen die Häresien“ gilt als erste systematische Widerlegung des Gnostizismus und grundlegende Zusammenfassung apostolischen Glaubens. Irenäus betont darin die Einheit der weltweiten Gemeinde, die Bedeutung der heiligen Schriften und hebt die „Regel des Glaubens“ (einheitliche Überlieferung in christlichen Gemeinden) als Maßstab dafür hervor, was als wahrheitsgemäß einzuordnen ist – im Unterschied zu diversen sich gegenseitig widersprechenden gnostischen Philosophien.