Rede an die Bekenner des Griechentums (Kap. 29,3–4)

„Und es fügte sich, daß diese Schriften mich überzeugten durch die Schlichtheit ihres Stils, durch die Anspruchslosigkeit ihrer Verfasser, durch die wohlverständliche Darstellung der Weltschöpfung, durch die Voraussicht der Zukunft, die Ungewöhnlichkeit der Vorschriften und die Zurückführung aller Dinge auf einen Herrn: [4] sie haben meine Seele über Gott belehrt und ich verstand, daß die Griechenlehre zur Verdammnis führe, die Barbarenlehre aber die Sklaverei in der Welt aufhebe, von vielen Herren und tausend Tyrannen uns befreie […]“

Quelle: Tatians des Assyrers Rede an die Bekenner des Griechentums, übersetzt von Dr. R. C. Kukula, in: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 12, 1913, S. 66–67/239–240.

Verfasst von

Tatian der Assyrer

Tatian (ca. 120–173 n. Chr.) stammte aus Assyrien, vermutlich der Region um Adiabene. Nach seiner Ausbildung in griechischer Rhetorik kam er nach Rom, wo er Schüler Justins des Märtyrers (ca. 100–165 n. Chr.) wurde und den christlichen Glauben annahm. Bekannt ist Tatian für seine „Rede an die Bekenner des Griechentums“, eine Kritik an griechischer Philosophie und Kultur, sowie das „Diatessaron“, eine Evangelienharmonie. Nach Justins Tod verließ Tatian Rom, geriet jedoch wegen seiner strengen asketischen Lehren in Konflikt mit der westlichen Kirche, weshalb er von manchen als Häretiker eingestuft wurde. Er starb vermutlich in Syrien.