„Etwas Ähnliches seid auch ihr Bekenner des Griechentums: in Worten großmäulig, aber im Erkennen schwachsinnig, habt ihr sogar die Vielherrschaft statt der Alleinherrschaft ins Werk gesetzt, um den vermeintlich mächtigen Dämonen zu folgen.“
Quelle: Tatians des Assyrers Rede an die Bekenner des Griechentums, übersetzt von Dr. R. C. Kukula, in: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 12, 1913, S. 42/216.Götzen
Als Götze gilt alles, was an die Stelle des wahren Gottes tritt – was verehrt oder gefürchtet wird wie Gott selbst. Götzendienst kann sowohl auf konkrete Bilder und Statuen als auch auf unsichtbare Mächte, Regierungen oder andere Dinge gerichtet sein. Götzendienst entsteht, wenn irgendeiner Instanz, Macht usw. in einer Weise begegnet wird, dass eine Konkurrenz zur Anbetung Gottes entsteht.
Im Alten Testament sind Götzen in erster Linie menschengemachte Gegenstände aus Holz, Stein oder Metall, die nach heidnischer Vorstellung stellvertretend für über bestimmte Bereiche herrschende Mächte standen, die durch eben jene Götzen kultisch verehrt wurden – wie dies etwa mit Baal der Fall war, der von den Kanaanitern angebetet wurde. Solche Götzen gelten theologisch als nichts, weil sie weder schaffen noch retten können, zugleich jedoch als gefährlich, weil deren kultische Verehrung Israel von Jahwe abzieht und in den Bundesbruch führt.
Im Neuen Testament bleibt der Kult fremder Gottheiten (etwa in heidnischen Tempeln) klar als Götzendienst benannt, wird jedoch zugleich innerlich zugespitzt. So gelten Habsucht und ungeordnete Begierden als eine Form von Götzendienst, weil der Mensch sein Herz an etwas hängt, was nicht Gott ist, und es „vergöttert“.
Ein Götze ist folglich jedes Geschöpf, welchem – oder jede Vorstellung, welcher – der Mensch jene letzte Hingabe, Furcht, Liebe und Hoffnung zukommen lässt, die einzig Gott zusteht. Götzendienst ist darum nicht allein falsche Kultpraxis, sondern die Verwechslung von Schöpfer und Geschöpf und damit ein Grundangriff auf die Einzigkeit Gottes.
Brief an Diognet (Kap. 8,1–2)
„Bevor er kam, hatte kein Mensch überhaupt eine Ahnung davon, wer Gott ist. [2] Oder würdest du dich etwa an die leeren und läppischen Sprüche der ach so glaubwürdigen Philosophen halten? Einige von ihnen haben gesagt, Gott sei Feuer. Wo sie selbst hinkommen werden, das nennen sie also Gott!“
Quelle: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften, übersetzt von Klaus Berger und Christiane Nord, 2005, S. 1294.