Über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft IV 1,7

„Denn wenn die abgedroschenen menschli­chen Beweismittel, in die biblischen Bücher gelegt, die Menschen zu überzeugen vermocht hätten, so würde unser Glaube mit Recht als Menschenweisheit und nicht als Gotteskraft an­gesehen. Nun aber sieht jeder, der nur die Augen öffnen will, klar, daß die Predigt des Wortes nicht durch Ueberredungskünste der Weisen, sondern durch den Erweis von Geist und Kraft unter dem Volke durchgedrungen ist. […] Jene Weisheit aber wird uns klar aufgehen in der Offenbarung des Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten verschwiegen blieb, nun aber geoffen­bart ist durch die prophetischen Schriften und durch die Erscheinung unsers Herrn und Hei­lands Jesu Christi, welchem die Ehre sey in alle Ewigkeiten.“

Quelle: Origenes über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft, Wiederherstellungsversuch von Dr. Karl Fr. Schnitzer, 1835, S. 257.

Verfasst von

Origenes

Origenes (ca. 185–255 n. Chr.), Sohn einer wohlhabenden Familie und herausragender christlicher Schriftsteller des ausgehenden 2. und beginnenden 3. Jh., widmete sein Leben der christlichen Philosophie und Theologie. Er leitete eine philosophisch-theologische Schule in Alexandrien und später in Caesarea, wo er eine bedeutende Bibliothek und ein Skriptorium aufbaute. Origenes verfasste umfangreiche Bibelkommentare und die erste christliche Dogmatik („De principiis“). Einige seiner Lehren, darunter die Präexistenz menschlicher Seelen und die Apokatastasis („Allversöhnung“), waren prägend und umstritten zugleich. In Caesarea starb er vermutlich an den Folgen von Folter in den Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Decius (ca. 190–251 n. Chr.). Origenes beeinflusste die spätere Kirche und Auslegungen biblischer Texte über Jahrhunderte hinweg in nicht geringem Maße.