„Niemand aber soll essen und auch nicht trinken von eurer ‚Eucharistie‘ als die, die getauft worden sind auf den Namen des Herrn. Denn gerade darüber hat der Herr gesprochen: Gebt nicht das Heilige den Hunden [Matthäus 7,6].“
Quelle: Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, übersetzt und herausgegeben von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, 1992, S. 15.Eucharistie
Für die frühen Christen war die Eucharistie oder das Abendmahl weit mehr als eine rein symbolische Handlung: Die Gemeinschaft der Glaubenden mit Christus durch Teilhabe an Brot und Wein wurde als wirkliche geistliche Erfahrung verstanden. Die Gegenwart Christi wurde nicht, wie später im Mittelalter, philosophisch oder dogmatisch erklärt oder definiert, sondern blieb ein Geheimnis, das mit Ehrfurcht betrachtet wurde. Die Glaubenden erwarteten, auf geistliche Weise mit dem Kreuzesgeschehen und miteinander verbunden zu werden. Das bewirkte für viele eine Stärkung im Glauben und im täglichen Leben.
Ein weiteres Merkmal eucharistischer Praxis war eine häufige, nicht selten wöchentliche Feier – die frühen Christen sahen darin einen essenziellen Bestandteil kirchlichen Lebens, nicht eine gelegentliche Zeremonie. Die äußere Form (ob mit ungesäuertem oder gesäuertem Brot) wurde unterschiedlich gehandhabt und es bestand keine einheitliche dogmatische Vorschrift diesbezüglich – entscheidend war die innere Haltung. Die Eucharistie galt nicht allein als heilig, sondern auch als verpflichtend – sie forderte ein Leben in Umkehrbereitschaft und gemeinschaftlichem Miteinander.
Man kann diesen von tiefer Ehrfurcht geprägten Ansatz frühchristlicher Lehre über die Eucharistie als „Realismus“ bezeichnen: Die Christen erwarteten und erfuhren eine echte Begegnung mit dem auferstandenen Herrn – ohne den Anspruch, dieses Mysterium begrifflich voll fassen zu können. Diese Haltung unterschied sich deutlich von späteren Ansätzen und war begleitet von demütigem Umgang miteinander und einer Ethik, die Gottesdienst und Alltag miteinander verwob. Geschwisterliche Liebe wurde nicht nur gepredigt, sie war Lebensstil der frühen Kirche.
Die Eucharistie war eine Feier, die das Wesen christlicher Gemeinschaft konkret und erfahrbar machte, und zugleich eine Herausforderung, sich immer wieder in die Nachfolge Christi rufen zu lassen. Das Zeugnis der frühen Kirche diesbezüglich lädt uns ein, den wahren Wert dieses Sakraments wiederzuentdecken und uns immer wieder daran zu erfreuen.
Ignatius an die Philadelphier (Kap. 4)
„Deshalb seid bedacht, eine Eucharistie zu gebrauchen – denn ein Fleisch unseres Herrn Jesus Christus (gibt es nur) und einen Kelch zur Einigung seines Blutes, einen Altar, wie einen Bischof zusammen mit dem Presbyterium und den Diakonen, meinen Mitsklaven –, damit ihr, was immer ihr tut, nach Gottes Weise tut.“
Quelle: Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, übersetzt und herausgegeben von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, 1992, S. 221.Ignatius an die Smyrnäer (Kap. 7,1)
„Von Eucharistie und Gebet halten[, die irriger Ansicht sind,] sich fern, weil sie nicht bekennen, daß die Eucharistie das Fleisch unseres Erlösers Jesus Christus ist, das für unsere Sünden gelitten, das der Vater in seiner Güte auferweckt hat. Die sich nun der Gabe Gottes widersetzen, sterben an ihrem Streiten. Es wäre aber gut für sie, Liebe zu üben, damit auch sie auferstehen.“
Quelle: Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, übersetzt und herausgegeben von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, 1992, S. 231.Erste Apologie (Kap. 66)
„Niemand darf [an der Eucharistie] teilnehmen, als wer unsere Lehren für wahr hält, das Bad zur Nachlassung der Sünden und zur Wiedergeburt empfangen hat und nach den Weisungen Christi lebt. Denn nicht als gemeines Brot und als gemeinen Trank nehmen wir [die Eucharistie]; sondern wie Jesus Christus […] Fleisch und Blut um unseres Heiles willen angenommen hat, so sind wir belehrt worden, daß die durch ein Gebet […] unter Danksagung geweihte Nahrung […] Fleisch und Blut jenes fleischgewordenen Jesus sei.“
Quelle: Die beiden Apologien Justins des Märtyrers, übersetzt von Dr. Gerhard Rauschen, in: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 12, 1913, S. 80–81/134–135.