„Ferner aber sagt der Prophet: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden [Psalm 118,22].‘ Und weiter sagt er: ‚Dies ist der große und wunderbare Tag, den der Herr gemacht hat [Psalm 118,24].‘ [5] Ich schreibe euch recht einfach, damit ihr (es) versteht, ich, der Abschaum eurer Liebe. [6] Was sagt nun der Prophet weiter? ‚Umstellt hat mich eine Rotte von Übeltätern, umringt haben sie mich wie die Bienen die Wabe [Psalm 22,17; 118,12], und um mein Gewand warfen sie das Los [Psalm 22,19].‘ [7] Da er sich also im Fleisch offenbaren und leiden sollte, wurde das Leiden im voraus offenbart. Der Prophet sagt nämlich über Israel: ‚Wehe ihrer Seele, denn sie haben einen bösen Ratschluß gefaßt, (der sich) gegen sie selbst (richtet), indem sie sagten: Wir wollen den Gerechten binden, weil er uns unerträglich ist [Jesaja 3,9–10; Weisheit 2,12].‘“
Quelle: Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, übersetzt und herausgegeben von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, 1992, S. 39.Kanon
Der Begriff „Kanon“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Maßstab“. Der biblische Kanon ist die Gesamtheit heiliger Texte, wobei es einen „Kernbestand“ von Texten gibt, der allen christlichen Gemeinschaften unstrittig als „kanonisch“ gilt (für das Alte Testament sind das Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium, Josua, Richter, Rut, 1. + 2. Samuel, 1. + 2. Könige, 1. + 2. Chronik, Esra, Nehemia, Ester, Hiob, Psalmen, Sprüche, Kohelet/Prediger, Hohelied, Jesaja, Jeremia, Klagelieder, Ezechiel, Daniel, Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai sowie Sacharja und Maleachi; für das Neue Testament Matthäus, Markus, Lukas, Johannes, Apostelgeschichte, Römer, 1. + 2. Korinther, Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, 1. + 2. Thessalonicher, 1. + 2. Timotheus, Titus, Philemon, Hebräer, Jakobus, 1. + 2. Petrus, 1., 2., 3. Johannes sowie Judas und Offenbarung).
Daneben existiert eine weitere Gruppe von Schriften, die „Apokryphen des Alten Testaments“ oder „deuterokanonischen Texte“, die nicht in allen christlichen Gemeinschaften als kanonisch gelten (Weisheit Salomos, Psalm 151, Baruch, Brief Jeremias, Gebet Manasses, Stücke zu Ester und Daniel, Tobit, 1. Esdras [3. Esra], Judit, Jesus Sirach sowie 1., 2. und 3. Makkabäer) – diese Texte sind jedoch im Kontext der Überlieferung der Septuaginta (LXX), der antiken griechischen Version des Alten Testaments, tradiert und wurden in der frühen Kirche verschiedentlich als zum Kanon gehörig ausgewiesen oder als kanonisch vorausgesetzt.
Barnabasbrief (Kap. 19,9)
„Werde nicht einer, der zum Nehmen zwar die Hände ausstreckt, aber zum Geben (sie) verschließt [Sirach 4,31]. Wie deinen Augapfel liebe jeden, der dir das Wort des Herrn sagt.“
Quelle: Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, übersetzt und herausgegeben von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, 1992, S. 71.Didache 4,5
„Sei nicht einer, der zum Nehmen die Hände ausstreckt, zum Geben aber einzieht [Sirach 4,31].“
Quelle: Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, übersetzt und herausgegeben von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, 1992, S. 9.Erster Clemensbrief (Kap. 2,1)
„Und alle wart ihr demütiger Gesinnung, ohne Prahlerei, eher euch selbst unterordnend als (andere) unterordnend, lieber gebend als nehmend [Sirach 4,31]. Mit der Wegzehrung Christi wart ihr zufrieden und folgtet ihr; seine Worte hattet ihr sorgfältig in eurem tiefsten Herzen eingeschlossen, und seine Leiden waren euch vor Augen.“
Quelle: Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, übersetzt und herausgegeben von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, 1992, S. 83.Polykarp an die Philipper (Kap. 10,2)
„Könnt ihr Gutes tun, so zögert nicht; denn Almosen befreit vom Tode [Tobit 4,10; 12,9].“
Quelle: Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, übersetzt und herausgegeben von Andreas Lindemann und Henning Paulsen, 1992, S. 253.Dialog mit dem Juden Tryphon (Kap. 120,5)
„So habe ich auch meine christologischen Lehren nicht begründen wollen mit Schriftstellen, welche ihr [Juden] nicht anerkennt […]. Ich habe sie vielmehr bewiesen mit den von euch bis jetzt anerkannten Stellen. Wenn eure Lehrer diese Schriftstellen verstanden hätten, dann hätten sie ganz gewiß für ihre Beseitigung gesorgt […]“
Quelle: Des heiligen Philosophen und Märtyrers Justinus Dialog mit dem Juden Tryphon, übersetzt von Dr. Philipp Häuser, in: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 33, 1917, S. 196–197.Gegen die Häresien IV 5,2
„Diesen [Gott] verkündete auch der Prophet Daniel, als Cyrus, der König der Perser, ihn fragte: ‚Warum betest du Bel nicht an?‘ Da sagte er ihm: ‚Ich verehre nicht Götzen, die mit der Hand gemacht sind, sondern den lebendigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat und die Herrschaft besitzt über alles Fleisch.‘ [Daniel 14,4–5.]“
Quelle: Des heiligen Irenäus fünf Bücher gegen die Häresien, übersetzt von Prof. Dr. E. Klebba, in: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 3, 1912, S. 12–13/334–335.Über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft III 2,4
„Daß jedoch auch die Engel, gute oder böse, dem menschlichen Herzen einflüstern, beweist der Engel, der den Tobias begleitet […]“
Quelle: Origenes über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft, Wiederherstellungsversuch von Dr. Karl Fr. Schnitzer, 1835, S. 206.Origenes an Africanus
„Lasst uns nun sehen, ob wir in diesen Fällen nicht zu dem Schluss gezwungen sind, dass, während der Heiland einen wahren Bericht über [gewisse Ereignisse] gibt, doch keine der Schriften gefunden werden kann, die beweisen könnten, wovon Er spricht. […] ‚Wenn wir in den Tagen unserer Väter gewesen wären, hätten wir nicht mit ihnen Anteil gehabt am Blut der Propheten.‘ [Matthäus 23,30.] Am Blut welcher Propheten, kann mir das jemand sagen? Denn wo finden wir etwas Derartiges geschrieben über Jesaja, Jeremia, Daniel oder irgendeinen der Zwölf [kleineren Propheten]? Was ist mit Zacharia, dem Sohn Barachias, der zwischen dem Tempel und dem Altar erschlagen wurde? Das erfahren wir nur von Jesus und wissen es sonst aus keiner Schrift. Dementsprechend halte ich keine andere Annahme für möglich, als dass jene, die den Ruf der Weisheit hatten, zusammen mit den Fürsten und Ältesten, jedes Schriftstück aus der Mitte des Volkes entfernten, das geeignet gewesen wäre, die Ältesten in Misskredit beim Volk zu bringen. Wir sollten uns also nicht wundern, dass diese Geschichte vom bösen Plan der zügellosen Ältesten gegen Susanna [Daniel 13] wahr ist. Doch sie wurde aus den Schriften entfernt von Männern, die selbst nicht sehr weit entfernt waren vom Rat solcher Ältesten.“
Quelle: The Ante-Nicene Fathers, Bd. 4, 1885, S. 389.39. Festbrief des hl. Athanasius
„Der Ordnung und dem Namen nach aber sind sie im Einzelnen folgende: Erstens die Genesis, zweitens der Exodus, drittens der Leviticus, viertens Numeri, und fünftens das Deuteronomium. Auf diese folgen Iosua, der Sohn Nuns, die Richter, und nachher das Buch Ruth. Alsdann ferner die vier Bücher der Könige [scil. 1. + 2. Samuel und 1. + 2. Könige], von welchen das erste und zweite Buch als Ein Buch gezählt werden, und das dritte und vierte gleichfalls als Eines. Nach diesen werden das erste und zweite Buch Paralipomenon [scil. 1. + 2. Chronik] ebenfalls wieder als Ein Buch gezählt; hierauf das erste und zweite Buch Esdras [scil. Esra + Nehemia] gleichfalls für Eines. Nach diesen das Buch der Psalmen, und darauf die Sprüche, dann der Ekklesiastes [scil. Kohelet/Prediger] und das Hohelied. Zu diesen gehört auch Job, und alsdann die Propheten, von welchen zwölf als Ein Buch gerechnet werden; alsdann Isaias, Ieremias und mit diesem Baruch, die Klaglieder, ein Brief [scil. des Jeremia], nachher Ezechiel und Daniel. So weit gehen die Bücher des alten Testamentes.“
Quelle: Sämmtliche Werke der Kirchen-Väter, Bd. 17, 1837, S. 239.39. Festbrief des hl. Athanasius
„Aber auch die Bücher des neuen Testamentes aufzuzählen darf man nicht unterlassen. Diese sind nämlich: Vier Evangelien, nach Matthäus, nach Markus, nach Lukas, nach Johannes. Alsdann die Geschichte der Apostel, und die sogenannten sieben katholischen Briefe der Apostel, nämlich: Einer von Iakobus, zwei von Petrus [scil. 1. + 2. Petrus], dann drei von Johannes [scil. 1., 2. + 3. Johannes], und ferner Einer von Judas. Ausser diesen sind vierzehn Briefe des Apostels Paulus vorhanden, welche in folgender Ordnung geschrieben sind: Der Erste an die Römer, dann zwei an die Korinther [scil. 1. + 2. Korinther], und hierauf an die Galater; dann an die Epheser, alsdann an die Philipper und an die Kolosser, nach diesen zwei an die Thessalonicher [scil. 1. + 2. Thessalonicher], und der an die Hebräer, hierauf zwei an den Timotheus [scil. 1. + 2. Timotheus], und Einer an Titus; zuletzt der an den Philemon; weiterhin die Offenbarung des Johannes.“
Quelle: Sämmtliche Werke der Kirchen-Väter, Bd. 17, 1837, S. 239–240.